Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg
AUSTRALIEN 010
Archiv
Karl-Heinz Seelig / Gottfried Hofbauer
Hinweis: Die Bilder können für alle nicht-gewerblichen Zwecke unter Bedingung der Quellenangabe genutzt werden: Schule, Lehre,
Erwachsenbildung usw.
Das Bildarchiv wird zur Zeit ausschließlich von Dr. Gottfried Hofbauer betreut.
Gewerbliche Nutzung nur nach ausdrücklicher Genehmigung der NHG Nürnberg (Hauptgesellschaft).
Der Mount Wudinna ist wiederum ein Granit-Inselberg mit charakteristischen Formenschatz. Mehrere Tafeln erklären
seine Entstehung und auch das Zustandekommen diese Formen. Auch dieser Berg wird als "Wasserfänger" eingesetzt.
Die unten folgenden Texte zu den Tafeln sind nicht präzise Übersetzungen, sondern eher Kommentare dazu. Die jeweiligen Erscheinungen
können in dem hier möglichen Rahmen nicht ausführlicher diskutiert werden.
Der Mount Wudinna hat die Koordinaten 32°59'15'' S / 135°32'59'' E.
Alle Aufnahmen KH Seelig
>> aus 010_01
Beginn des Pfades. Ganz oben ist ein kleiner Pfeiler zu erkennen. Dort ist das unter 010_04 ff gezeigte A-tent.
>> aus 010_02
Zur Entstehung des Mt Wudinna und solcher Inselberge im allgemeinen: Nach der Freilegung des in der Tiefe kristallisierten
Granits werden die Bereiche mit der geringsten Zerklüftung am längsten überleben. Stufen und Verebnungen markieren die Niveaus einst
höher gelegener Landoberflächen bzw. die Schritte bis zum heutigen Stand der Freilegung.
>> aus 010_03
Die wichtigsten bei der Verwitterung entstandenen Formen werden vorgestellt: flared slopes (ein konkav "aufgeweiteter Hang") -
residual boulders (Rest-Blöcke) - Rillen (tatsächlich der deutsche Begriff, wie ja auch "Inselberg" ins Englische übernommen
wurde...) - Gnammas -- Tafoni - A-tents.
>> aus 010_04
A-tent - A-Zelt, Keil-Zelt. - Erklärung unter dem nächsten Bild.
>> aus 010_05
A-tent - A-Zelt, Keil-Zelt. Das "A" bezieht sich auf die in dieser Form aufgestellte (und dabei zerbrochene) Struktur in einer
schalenartig abgelösten Granitlage.Das Abplatzen wie das Aufbrechen ist Folge der Entspannung der zuvor in der Tiefe unter Kompression stehenden
Granit-Körpers.
>> aus 010_06
A-tent, aus der Distanz
>> aus 010_07
A-tent, aus der Distanz. Die zu dem "A" aufgestellte Schale ist schon weitgehend abgeplatzt und nur noch als Rest erhalten.
>> aus 010_08
Tafoni - Fels oder Felsblock mit harter Kruste, im Inneren ausgewittert. Der Begriff kommt vemutlichen aus dem Korsischen.
Salzsprengung und Feuchtigkeit sind besonders begünstigende Faktoren der stets im Schatten verlaufenden Zerstörung, während sich die harte
biologisch-mineralische Kruste auf der sonnen-beschienenen die Aussenseite bildet.
>> aus 010_09
mit dem dazu gehörigen Tafoni...
>> aus 010_10
Weiterer Tafoni. Der dichte Flechtenmantel ist ungewöhnlich und dürfte auf relativ hohe Umgebungsfeuchtigkeit zurückzuführen sein...
>> aus 010_11
Die Kruste erscheint mürbe und wenig stabil und kann so nicht länger beständig bleiben. Vermutlich haben diese feuchteren Bedingungen
erst in jüngerer Vergangenheit eingesetzt.
>> aus 010_12
Distanzansicht
>> aus 010_13
Gnamma - In Australien eine von den Ureinwohnern übernommene Bezeichung für Lösungswanne, Verwitterungsgrube.
Im Karst werden solche Formen auch mit dem slawischen kommenden
Begriff Kamenitza bezeichnet, wobei dann auch die Karst übliche Bezeichnung "Karren"zur Anwendung kommt und von
Napfkarren gesprochen wird. Englische Bezeichnungen sind pan hole, solution basins, solution pits.
>> aus 010_14
Gnammas auf dem Rücken des Berges
>> aus 010_15
wie oben ...
>> aus 010_16
Rillen Obwohl der Begriff aus dem Deutschen kommt, wäre die Bezeichnung "Rinnen" wohl treffender, weil die Formen auf die
Tätigkeit von abfliessendem Wasser zurückgehen.
Bemerkenswert ist, dass diese Rillen überwiegend nicht irgendwelchen im Gestein angelegten Klüften folgen, sondern tatsächlich
von der Fließdynamik geprägte gewundene Formen zeigen. Die Oberfläche des Granits darf in diesem Fall nicht hart und glatt sein, sondern
sie muss schon eine "ausräumbares", aufgelöstes Korngefüge aufweisen.
>> aus 010_17
Rillen mit gewundenem, nicht von Klüften bestimmten Verlauf
>> aus 010_18
wie oben ...
>> aus 010_19
wie oben... Der Rillenboden zeigt eineb andere Flechten-Bewuchs als de Riedel.
>> aus 010_20
trocken gefallene Rillen mit "Erde" (aus Verwitterung? oder eher angewehter Staub?)
>> aus 010_21
Die Rinne auf dem Weg nach unten - noch immer gewundener Verlauf.
>> aus 010_22
Der Hang im Hintergrund wird häufiger durch abfliessendes Wasser durchfeuchtet und unterstützt so kräftigen Flechtenbewuchs.
Die schwarzen Flächen sind ebenfalls von Flechten - und Cyanobakterien? - bewachsen und Ausdruck von junger episodischer Befeuchtung. Die an den
Stufen gelegenen Bereiche sind durch die Durchfeuchtung stärker zersetzt und in der Folge auch ausgeräumt.
>> aus 010_23
Blick über einen Hang nach unten: die schalenförmige Ablösung ist gut zu erkennen. Einzelne, zu Platten zerbrochene Bereiche sind
abgerutscht.
>> aus 010_24
alternative Ansicht
>> aus 010_25
alternative Ansicht
>> aus 010_26
alternative Ansicht
>> aus 010_27
Anderer Flankenabschnitt - ebenfalls mit fragmentierten und teilweise in fortgeschrittenem Verfall befindlichen Schalen
>> aus 010_28
Ansicht aus größerer Distanz
>> aus 010_29
unerschiedlich frische Gesteinsoberflächen
>> aus 010_30
von Hand abgelöste und aufgeklopfter Abschnitt der Verwitterungskruste. Der Abschnitt scheint durch seine Biokruste (graue Flechten)
zusammengehalten werden. Dazwischen in Vertiefungen dunkle Flechtenbereiche.
>> aus 010_31
In Ablösung begriffene Verwitterunsgkruste
>> aus 010_32
Rille/Rinne mit beiten Boden - die Durchfeuchtung auch an den seitlichen, das frische Gestein offen legenden Rändern scheint zu dieser Verbreiterung beizutragen
>> aus 010_33
Stufe mit einer in Rückwitterung befindlichen Rückwand: ein flared slope (konkav aufgeweiteter Hang)zeigt aktive, blättrige Abgrusung.
Gleichwohl gibt es Autoren (wie etwa Twidale), die die Entstehung solcher Hänge im wesentlichen unter einstiger Sedimentbedeckung ansiedeln.
>> aus 010_34
Ansicht von oben
>> aus 010_35
Die Wand - ein typischer "flared slope" - ist dicht von Flechten bewachsen. Die dunkel bewachsenen Bereiche sind die aktivsten, die weiterhin eine Rückwitterung
unterstützen.
>> aus 010_36
Vor nur wenigen Rinnen durchzogener, weitgehend glatter Hang. Trotz der starken Neigung sind aber merkwürdigerweise mehrere Gnamma-artige Formen zu
sehen - wie kann das sein? Hypothese: Tatsächlich scheint der Hauptanteil des Hangabflusses unter der Gesteinsoberfläche zu erfolgen.
Das ist möglich, weil sich die obere Schale bereits abgelöst hat und einen solchen "subkutanen" Abfluss zulässt. Das ist besonders deutlich an den mit Kreisen markierten Öffnungen zu sehen.
>> aus 010_37
Granit-Ökosysteme und Wasser Die Granit-Inselberge sind nicht nur von Menschen zu "Wasserfänger" umgestaltete Quellen. Mit ihren
Gnammas und der von der Durchfeuchtung der Umgebung zehrenden Vegetation sind sie auch Ökologische Inseln mit eigenen Biotopen.
>> aus 010_38
Blick hangabwärts - am Fuss ist die den Abfluss eindämmende Vorrichtung zu erkennen.