Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg
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Nicht nur für professionelle Geologen
Untertitel: Kulturgeologie der Dekorgesteine barocker Schlösser und Kirchen in Westböhmen und Oberfranken
Autor: NHG-Mitglied Gottfried Hofbauer
Autor: Jürgen Höflinger
Autor: Agnes Edith Maria Mitterer
Alle Mitglieder der Abteilung wie auch der NHG insgesamt sind eingeladen, zu dieser Präsentation und Kommunikation beizutragen.
Herausgeber: Gerhard Lehrberger, Margreta Sonnenwald
Hardcover ISBN: 978-3-89937-257-1
Reihe: Münchner Geowissenschaftliche Abhandlungen 24,
Reihe B
368 S., 572 Farb- und 57 Schwarzweiß-Abbildungen
Verlag: Pfeil
Preis: 90 Euro
Das Werk ist ein Bericht über die Ergebnisse des Projekts "Modellvorhaben zur Untersuchung von anthropogen-umweltbedingen Schadensursachen und
Entwicklung von innovativen Restaurierungsmöglichkeitenan Objekten aus polierfähigen Karbonatgesteinen in Westböhmen (Tschechien) und Oberfranken."
An dem Werk haben 25 Autoren mitgearbeitet - das Ergebnis ist gewaltig und bei einer ersten Durchsicht kaum zu überblicken!
Alle polierfähigen und damit potentiell auch
dekor-geeigneten karbonatischen Natursteine in "Westböhmen und Oberfranken" findet man darin dokumentiert, und das nicht nur in Bezug auf ihr naturräumliches Vorkommen, ihre
Petrographie und Genese, sondern auch in Hinblick auf erhaltene oder zumindest fotografisch dokumentierte Verwendung. Dabei greift die Beschränkung
auf Westböhmen und Oberfranken noch zu kurz, denn wir finden auch, vor allem was die Herkunft der verwendeten Gesteine betrifft, reichlich
Beispiele aus Unterfranken, Mittelfranken, Oberpfalz und Sachsen.
So werden allein dem "Altdorfer Kalkstein" (bzw. dem "Bauder'schen Marmor") 44 Seiten gewidmet. Wer meint, man würde doch die Orte schon kennen, an denen
dieses spektakuläre Gestein Verwendung gefunden hat, wird angesichts des hier zusammengetragenen Materials eines Besseren belehrt. Neben solchen
bekannten Gesteinen werden auch seltenere erwähnt. Nur wenige wissen vermutlich, dass am Erlanger Burgberg nicht nur - und selbstverständlich - der
Burgsandstein abgebaut wurde, sondern auch das Plateosaurus-Konglomerat. Dessen Verwendung als polierter Stein ist ebenfalls mit zwei Abbildungen
dokumentiert.
Zielgruppe: Das hauptsächliche Thema des Projekts sind Studien zur Schädigung der Kalksteine und ihrer restauratorischen Behandlung.
Diese Sachverhalte werden in umfangreicher Weise auf dem Stand der Forschung wie der Restaurations-Praxis diskutiert. Man erfährt
vieles über die schädlichen Prozesse,denen Karbonatgesteine in unterschiedlichen Umgebungen ausgesetzt sind.
Mikroskop-Aufnahmen visualisieren Vorgänge, die man so noch nicht gesehen hat. Weitere Aufmerksamnkeit gilt den handwerklichen Praktiken, die
in der Zeit des Barock für die Herstellung dieser repräsentativen "Marmore" entwickelt wurden.
Dennoch ist das Buch kein Werk, dass nur für Restauratoren interessant ist. Es geht weit darüber hinaus, indem es die Petrographie der Gesteine erläutert,
die geologischen Umstände ihrer Entstehung vorstellt, die ehemaligen Abbaustellen dokumentiert und schließlich die Interessenten an der Kunstgeschichte
anspricht, die damit auch einen Führer zu einer Vielzahl von Denkmälern in die Hand bekommen. Der Reichtum an hochwertig wiedergegebenen Abbildungen
verführt zum neugierigen Blättern, bei dem man nicht so schnell an ein Ende kommen wird.
Das einzige Bedauerliche ist das Fehlen eines Gesteins- und Lokalitäts-Indexes. Solche Verzeichnisse hätten den Umgang mit dem Werk deutlich
erleichtert, aber diese Arbeit und den Seitenaufwand wollte man offenbar nicht mehr investieren. Das ist ein Wermutstropfen, der der Begeisterung
über dieses Buch aber keinen ersthaften Schaden antun kann.
Beitrag: G.H., 20.4.2022
Hardcover ISBN 978-3-662-62723-5 - 37,99 Euro
Ebook ISBN 978-3-662-62724-2 - 29,99 Euro
238 S.
Verlag: Springer
Die wissenschaftsgeschichtliche Schilderung beginnt mit der Wahrnehmung des Granits zur Zeit Goethes,
Abraham Gottlob Werners und James Huttons. Es folgt die Auseinandersetzung mit dem Raumproblem bei Eduard Suess,
sowie den Versuchen von Hans Cloos, die mit der Platznahme verbundenen Fragen mit der von ihm entwickelten Tektonik des Magmas nachzugehen.
Prägnant dokumentiert ist auch der Granit von Flamanville (Normandie), der nach der ersten Darstellung durch Michel-Levy (1893)
wesentliche Bedeutung in der Great Granit Controversy hatte. Dieses Vorkommen galt als eine der vorzüglichstren Referenzen für
die metasomatische Entstehung eines Granits durch fluides mineralisateurs. Vehementester Gegner dieser Vorstellung war Harry Rosenbusch,
der als einflussreicher Petrograph auch dazu beitrug, dass Sederholms Wiedergeburt des Granits (Palingenese) durch Anatexis
lange nicht die verdiente Beachtung fand. Schließlich wird auch der bisher letzte große Schritt beschrieben,
in dem Plattentektonik und Geochemie es endlich ermöglichten, die Vielfalt der Granite ihrer jeweligen Bildungsumgebung zuzuordnen.
Begleitend zu dieser wissenschaftsgeschichtlichen Darstellung wird dem Leser zugleich auch das modernen Verständnis des Granits vermittelt.
Das endet nicht mit der Platznahme, sondern mit seiner Freistellung und Verwitterung, und letztendlich der Rückkehr in einen neuen
Zyklus des geologischen Stoffkreislaufes.
Zielgruppe: Das Buch richtet sich ausdrücklich vor allem an die vielen nicht-professionellen Freunde der Geologie, an Geo-Ranger, Lehrer, Schüler und Studenten.
Die außergewöhnliche fotografische Dokumentation macht das Buch aber auch für professionelle Wissenschaftler interessant.
Stimmen:
"Um es auf den Punkt zu bringen: Dieses Buch ist der absolute Hammer!! Einfach phantastische Fotos! Ein guter Text; viele spannende Kapitel. Herzliche Gratulation zu diesem gelungenen Werk!"
Bernhard Schulz (Prof., TU Bergakademie Freiberg)
"Schon allein die vielen tollen Fotos und Grafiken sind höchst eindrucksvoll und lehrreich. Aber auch die Art, wie das Thema präsentieren wird, ist toll!"
Herbert Lutz (ehemals Naturhist. Museum Mainz, Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz, u.a. Grabung Eckfelder Maar)
Beitrag: geschrieben vom Verfasser des Buches, 4.4.2022
Paperback: ISSN 0077-6149
Reihe: Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft 49/2020
Verlag: Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.
208 S.
24,80 Euro - für NHG-Mitglieder 18,00 Euro
Bereits im Jahr 2020 sollte in der NHG eine Meteoritenausstellung stattfinden - doch Corona durchkreuzte diesen Plan, und das im folgenden
Jahr 2021 gleich nochmal. Keine leichte Situation für Jürgen Höflinger, dem Pfleger der Geologischen Sammlung der NHG, der diese Ausstellung
zusammengestellt hat. Die Situation war auch deshalb so kompliziert, weil ein beträchticher Anteil der Ausstellungs-Objekte
nicht aus den Beständen der NHG, sondern von auswärtigen Leihgebern stammt.
Anlass für die Ausstellung war das 100-jährige Fund-Jubiläum
des Untermässing-Meteoriten, der mit einem Gewicht von 80 kg der größte in Deutschland erhaltene Eisenmeteorit ist (ein größeres, Anfang des
19. Jahrhunderts bei Bitburg gefundenes Objekt wurde seinerzeit nach einer unsachgemässen Beurteilung eingeschmolzen ...).
Termingerecht fertig war 2020 aber der zur Ausstellung erstellte Begleitband. Darin schildert Jürgen Höflinger nicht nur die Fundgeschichte des
Untermässing. Die Ausstellung zeigt ein breites Spektrum an Meteoriten, den damit verbundenen Tektiten, shatter cones und auch Impakt-Gesteinen.
Der nahe gelegene Ries-Krater ist insofern ein Glücksfall, als er eine auf der Erde in seltener Weise gut erhaltene Struktur darstellt, die die Folgen
des Einschlags eines großen Körpers zeigt. Das Paradoxon dabei ist, dass nur kleinere Körper einen Einschlag unaufgeschmolzen überstehen,
weil angesichts ihrer geringen Masse auch weniger Energie frei wird - so werden wir in keiner Ausstellung Proben des Ries-Meteoriten sehen können.
Höflingers Begleitband dokumentiert nicht nur die ausgestellten Objekte, sondern bietet darüber hinaus eine solide Meteoritenkunde, die auch
jenseits der Ausstellung als Einführung wie Übersicht zu diesem Themenbereich nützlich sein kann. Unbedingt empfehlenswert!
Beitrag: G.H., 20.4.2022
Paperback: ISBN 978-3-89937-193-2
Reihe: Münchner Geowissenschaftliche Abhandlungen 21, Reihe B
170 S., zahlreiche Abbildungen
Verlag: Pfeil
Preis: 50 Euro
"Tripel" sind seltene Gesteine. So selten, dass die Sedimentologen nicht mal eine weltweit einheitliche Terminologie dafür haben,
sondern noch immer die jeweils regionalen Bezeichungen bevorzugt werden - wie Gaize (in Nordfrankreich) oder Opuka
(im slawischen Sprachraum). Die "Gaize" hat als Gaizit auch Eingang in die deutsche Literatur gefunden: So trifft man in
den Erläuterungen zu den Geologischen Karten im Verbreitungsgebiet der "danubischen Kreide" (der Kreide-Sedimente im Bereich der Südalb) mitunter
auf diesen Begriff. Spiculit, Opalit und Porzellanit sind weitere Bezeichnungen, wie sie für Variationen dieser Gesteine
in Gebrauch sind.
Worum handelt es sich? Kieselgesteine können biogenen wie auch nicht-biogenen Ursprungs sein. "Tripel" ist ein Gestein,
das im wesentlichen aus Opal-Skelett-Elementen von Schwämmen hervorgangen ist. Das Gestein ist insofern auffällig, indem es aufgrund seiner
hohen Porosität eine sehr geringe Dichte aufweist. Nimmt man ein Stück in die Hand, ist das schon ein deutlich spürbarer Hinweis auf eine solche
Textur. In Nordbayern sind gleich zwei Gesteinsvorkommen dieser Art verbreitet: der Amberger Tripel und die Neuburger Kieselkreide.
Beide Gesteine sind auch von technischer Bedeutung, so dass es durchaus keine exotischen Gründe sind, ihnen Aufmerkamkeit zu widmen.
Das Buch von Agnes Mitterer kann als eine grundlegend für alle Gesteine dieses Typs wie auch verwandter Bildungen angesehen werden.
Es werden nicht nur alle damit in Verbindung stehenden Begrifflichkeiten diskutiert, sondern auch alle Varietäten vorgestellt.
Opal als Ausgangsmaterial ist wenig stabil,
so dass es im Laufe der Diagenese zu einer Vielfalt von Veränderungen kommen kann. Diese Entwickungen werden in hochwertigen Abbildungen
mit mikroskopischer Präzision wiedergegeben. Vieles, was man zuvor noch nie im Detail sehen konnte, wird so sichtbar und verständlich.
Zielgruppe: Das Buch richtet sich an unterschiedlichste Interessenten - vom angewandten Bereich bis zum Sedimentologen, der mit solchen
Gesteinen zumeist nur selten zu tun hat. Die Reichweite geht jedoch über die Diskussion dieser kieseligen Gesteine hinaus, indem eine breite Palette
diagenetischer Prozesse diskutiert und veranschaulicht wird. Es trägt damit erheblich zum Verständnis auch anderer Verkieselungen bei, von denen die
Hochfläche der Frankenalb über weite Flächen übersät sind. Die Autorin gibt zudem Exkursionshinweise für die Region südlich Amberg, wo der Tripel noch immer
an vielen Stellen zu finden ist.
Beitrag: G.H., 19.4.2022
Koordination und Redaktion: Dr. Gottfried Hofbauer